Krafttraining und Boxen richtig kombinieren

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Wer kennt die Vorurteile nicht, dass Krafttraining im Boxen bzw. Kampfsport nicht geeignet wäre, weil es den Kämpfer angeblich verlangsamt. Und da Du diesen Artikel aufgerufen hast, stellst Du Dir bestimmt die Frage, ob es wirklich so ist oder nicht. Mit diesem Beitrag möchte ich Dir Gewissheit geben und alle Gerüchte aufräumen.

Sollte man Krafttraining im Boxen bzw. Kampfsport betreiben?

Ganz klare Antwort, JA! Denn durch Krafttraining können wir körperliche Veränderungen wie z.B. die Steigerung der verschiedenen Kraftfähigkeiten oder auch Erhöhung der Muskelmasse erzielen. Primär ist für uns als Kämpfer wichtig, dass wir die zu unserem Sport passenden Kraftarten trainieren sollten, anstatt unsere Muskelmasse zu erhöhen. Durch das Krafttraining können wir also schneller, stärker und auch ausdauernder werden.

Nun stellt sich die Frage wie das Krafttraining  aufgebaut sein muss. Wie viele Sätze und Wiederholungen sollte man je Übung machen? Was ist mit Pause zwischen den Sätzen? Wie viel Gewicht sollte man benutzen? Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir uns erstmal anschauen wie die Belastungen in unserem Sport sind. Erst dann können wir unseren Krafttrainingsplan gestalten.

Welche Belastungen gibt es im Boxen bzw. Kampfsport?

Im Boxen ist es so, dass wir sowohl Intervall Belastungen haben, als auch Bereiche, in denen wir uns sehr schnell bewegen bzw. Schlagen müssen. Dementsprechend sollten wir auch so trainieren, dass wir unsere sogenannte Laktattoleranz steigern, also die Fähigkeit weiterhin Leistungen zu erbringen, obwohl unsere Muskulatur schon übersäuert ist. Und auch unsere Schnelligkeit sollten wir erhöhen, damit wir schneller und härter schlagen können.

Wie muss das Krafttraining im Boxen bzw. Kampfsport aussehen? 

Kraftausdauer

Wir sollten unsere Kraftausdauer definitiv verbessern. Ohne genügend Kraftausdauer könnten wir z.B. unsere Arme nicht lange oben halten, weil die Schultern zu schnell ermüden oder wir könnten uns nicht lange auf den Beinen bewegen, weil die Wadenmuskulatur zu schnell ermüdet. 

Wie trainiert man die Kraftausdauer?

Wenn wir unsere Kraftausdauer mit Übungen im Gerätebereich trainieren wollen, sprechen wir hier über einen Wiederholungsbereich von 20-30, in speziellen Fällen kann es sogar höher gehen.

Dabei haben wir ein leichteres Gewicht, welches wir trotzdem stets kontrolliert bewegen. Das Gewicht, welches wir für das Kraftausdauertraining nutzen, liegt bei etwa 30%-60% des Maximums was wir 1x schaffen würden. Zum Beispiel kannst du 100kg einmal beim Bankdrücken schaffen. Hier wählst du nun 30%, also 30 kg, und machst dann davon 30 Wdh. Die Pausezeiten sollten eher kürzer gehalten werden, da wir länger in diesem ermüdeten Zustand bleiben wollen. Hier empfiehlt sich maximal eine Minute Pause zwischen den Sätzen zu machen und je nachdem wie fit du bist, machst du 2-4 Sätze pro Übung.

Maximalkraft

Das Training im Maximalkraft-Bereich ist im Boxen  essentiell. Schließlich verbessert sich durch das Maximalkrafttraining die inter- und intramuskuläre Koordination. Damit ist das Zusammenspiel der einzelnen Muskeln und Muskelgruppen gemeint. Da unser Körper in der Lage ist, mehr Muskelfasern auf einmal zu rekrutieren, also miteinzubeziehen, wird auch unsere Leistung gesteigert. Zum Beispiel nutz der Körper deutlich mehr Muskelfasern, damit deine Faust viel härter am Ziel auftrifft.

Wie trainiert man die Maximalkraft?

Je nachdem wie fit du bist, solltest du 3-5 Sätze á 1-2 Wdh machen mit 3 Min pause zwischen den Sätzen. Also wählst du hier ein Gewicht, welches du einmal, vielleicht gerade noch zweimal schaffst. Somit hast du dann deine Maximalkraft trainiert. Aber Vorsicht! Das Maximalkrafttraining solltest du  dann machen, wenn du etwas mehr Erfahrung im Krafttraining hast. Zusätzlich solltest du auch einen Trainingspartner dabei haben, der dir weiterhelfen kann, falls du das gewählte Gewicht doch nicht bewältigen kannst!

Explosivkraft

Die Explosivkraft ist für uns als Boxer am wichtigsten.  Wenn wir unsere Explosivkraft steigern, sind wir in der Lage viel härter zu schlagen. Die Explosivkraft sorgt dafür, dass wir in kürzester Zeit maximale Kraft entwickeln. Übertragen auf das Boxen bedeutet das, dass wir in kürzester Zeit einen sehr harten Schlag ausführen können. Auch die Koordination spielt hier eine wichtige Rolle. Deshalb sollte auch die Maximalkraft sehr gut austrainiert sein, damit die Explosivkraft viel besser werden kann. Die Explosivkraft ist also abhängig von der Maximalkraft. Je mehr Maximalkraft, desto mehr Explosivkraft.

Wie trainiert man die Explosivkraft?

 Je nachdem wie fit du bist, kannst du wieder 3-5 Sätze mit 2-6 Wdh. mit höherem Gewicht anstreben. Wenn du etwas weniger Gewicht nimmst, kannst Du auf 8 Wdh. gehen. Das Gewicht sollte so ausgewählt sein, dass es zwischen 50-85% des Maximums liegt. Die Pausezeit zwischen den Sätzen beträgt wieder drei Minuten. Bei der Ausführung der Wiederholungen ist es wichtig, dass du die konzentrische Phase, wo der Muskel sich zusammenzieht, so schnell wie möglich ausführst. Die exzentrische Phase, wo der Muskel sich ausdehnt, sollte dagegen 2-3 Sekunden andauern.

Beim Bankdrücken wären das 2-3 Sekunden die Stange herunterlassen und dann so schnell es geht wieder nach oben drücken. Du darfst auf keinen Fall vorbelastet ins Training gehen. Du solltest vollständig regeneriert sein und auch keine Übungen davor machen, weil wir die maximale Schnelligkeit aus uns herausholen wollen. Am besten beginnst Du nach dem Aufwärmen.

Krafttraining im Boxen – Welche Übungen eignen sich?

Du solltest den Fokus auf die Grundübungen setzen, sprich Bankdrücken/ Kreuzheben/ Kniebeugen/ Klimmzüge/ Liegestütze mit klatschen. Diese Übungen sind nämlich mehrgelenkig, sodass wir auch immer den ganzen Körper miteinbeziehen. Und genau das brauchen wir im Boxen. Außerdem führen diese Übungen dazu, dass wir allgemein an Kraftzuwachs gewinnen.

Tipp

Hier kannst Du Dir auf meinem YouTube Kanal die Theorie anschauen und wie die Übungen für das Krafttraining für Boxer ausgeführt werden.

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Fazit 

Das Krafttraining im Boxen bzw. im Kampfsport sollte unbedingt kombiniert werden. Es bringt sehr viele Vorteile mit sich, wie die Steigerung der Kraftausdauer und der Schlagkraft. Diese beiden Aspekte sind von immenser Bedeutung für einen Boxer oder Kampfsportler. Natürlich kannst Du aber auch die Kraftausdauer beim Seilspringen steigern, jedoch die Schlagkraft eher weniger. Schau, dass Du Deinen Tag richtig planst, damit Du auch genug Zeit hast für das Krafttraining und das Boxtraining. Wie Du Krafttraining und Boxen richtig kombinierst, kannst Du Dir hier ansehen.


Dein Ferhat =) 

Ferhat Öztas

Über den Autor

Ex-Bundesligaprofi-Boxer, Personal Trainer, Coach

  • Ich hab schon zig Blogs zu dem Thema gelesen, aber keiner brachte es so gut auf den Punkt. Endlich mal Infos die mich weiter bringen – Danke!

  • Würde es Sinn machen nur anhand dieser Grundübungen ein ganzkörpertraing zu erstellen, welcher dann sich dann nur anhand der wiederholungszahlen unterscheidet?

  • Danke für diese tolle Zusammenfassung. Mich würde noch interessieren, wann und wie oft man das Krafttraining machen sollte, wenn man Mo (eher Technik), Mi (eher Kondition) und Fr (eher Taktik und Sparring) zum Boxen geht…
    Es würden Di, Do, Sa, So über bleiben – aber Regeneration ist ja auch irgendwie wichtig, oder?
    Vielen Dank für den super geschriebenen Artikel!
    LG Andy aus Wien

    • Hallo Andy!
      Vielen Dank für Deine Frage. Ich habe das in der Vergangenheit auch immer so gemacht dass ich Boxtraining und Krafttraining im Wechsel gemacht habe (so ähnlich wie Du es beschrieben hast). Und ich hatte damit auch immer gute Ergebnisse. Für die Regenration hat es auch ausgereicht. Allerdings wird es im zunehmenden Alter damit auch langsamer, sodass Du die Intensivität des Trainings oder auch die Anzahl der Trainingseinheiten anpassen musst.

      Ich habe auch dazu ein Video veröffentlicht. Da erläutere ich das nochmal genauer: https://www.youtube.com/watch?v=L101ki4e3cA&list=PLDPC9csa3OhMXVuTHNjdAQFzx576rI-qb&index=5&t=13s&ab_channel=CoachFerhat

      LG Ferhat aus Hamburg

    • Lieber Andy,

      Grüße aus Wien.
      Mach es so:
      Montag Boxen, Dienstag Kraft- oder Zirkeltraining, Mittwoch Pause, Donnerstag Boxen, Freitag Laufband und dann Krafttraining… evtl. Samstag noch leichtes Joggen.

      Du wirst zum Terminator. Heißt, du musst alle Termine einhalten. 🙂

      LG, Gogi

    • Hey Miguel! Das kommt ganz darauf an, wie viel Zeit zwischen Boxen und Gym bei Dir liegt. Wenn Du morgens und abends trainierst, dann kannst Du morgens Gym machen und abends Boxen. Wenn Du aber beides z.B. am Abend trainieren willst, empfehle ich Dir zuerst Gym und dann Boxen, da es wichtiger ist, dass Du noch in einem frischen Zustand bist, weil Du ja mit Gewichten trainierst. Beim. Boxen trainierst Du “nur” mit Deinem eigenen Körpergewicht und deshalb ist das Verletzungsrisiko ist sehr gering! 🙂

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    Besiege Deinen härtesten Gegner:
    Dich selbst!

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